Wie sähe die Welt aus, wenn heute noch Menschen aus vergangenen Jahrhunderten leben würden?


Goethe schreibt eine Kolumne in der Bildzeitung.

E.T.A. Hoffmann und Erich Kästner streiten über Kunst.



Wilhelm II. erklärt sich selbst erneut zum Kaiser von Deutschland.

Und im Museumsdorf Krummbuckel lernt der Schüler David Johannes

Hoffmann, Schafe zu schlachten: Von der 800jährigen Dorfhexe

Euphrosine Kottelwik.


Menschen aus verschiedenen Zeiten auf eine Bühne zu bringen, ist die Grundidee unserer Roman-Reihe Sedimente. Keine klassische Mittelalter-Fantasy in einem magischen Land voller Abenteuer... Sondern ein Spiel mit der Frage: Wieviel "Vergangenheit" steckt noch in unserer "Gegenwart"?

Der erste Roman trägt den Titel Auf dem Krummbuckel. Und ist fertig geschrieben.

Der zweite Roman trägt den Titel Alle möglichen Sorten von Schafen. Und ist in Arbeit.

Der dritte Roman trägt den Arbeitstitel Auf der Straße und ist in Planung.

Für den vierten Roman mit dem Arbetistitel Mein Gott ist das Feuer sammelt Inga bereits Material.

Weitere Bücher sind geplant.

Vorbilder

Die Kulturgeschichte kennt viele Erzählungen über lange lebende Menschen. Im Jahr 1897 veröffentlichte der irische Schriftsteller Bram Stoker den Urvater aller Vampirromane: Dracula "lebt" seit 400 Jahren (bzw. treibt als Untoter sein Unwesen). Der Roman legt den Schwerpunkt nicht auf die Lebensgeschichte Draculas, den Durchmarsch durch die Jahrhunderte. Die Handlung bleibt immer in der Erzählgegenwart um 1889/1890. Insofern liegt Dracula nur am Rande dessen, was uns interessiert.

Im Jahre 1928 veröffentlichte Virginia Woolf den Roman Orlando - eine Biographie. Woolf erzählt vom jungen Adeligen Orlando, der im England des 16. Jahrhunderts aufwächst, viele Abenteuer erlebt, das Geschlecht wechselt und 300 Jahre später, im London des 20. Jahrhunderts (im Jahr 1928, dem Erscheinungsjahr des Buches), als moderne Frau und Dichterin arbeitet. Der Roman funktioniert als Satire, die soziale, politische und kulturelle Moden der verschiedenen Epochen Groß Britanniens beleuchtet. Eine leichte, fröhliche Geschichte: Nicht dumm, aber auch nicht schwer oder deprimierend.

Der Roman Tous les hommes sont mortels (Alle Menschen sind sterblich) von Simone de Beauvoir, erstmals 1946 erschienen, erzählt vom italienischen Adligen Raimondo Fosca, der einen Zaubertrank schluckt, um unsterblich zu werden. Im Unterschied zu Orlando entscheidet sich Fosca bewusst für die Unsterblichkeit. Fosca erlebt das ausgehende Mittelalter, verheerende Kriege und Massaker und zerbricht an der Unmenschlichkeit der Welt, wird zwischendurch sogar wahnsinnig. Für ihn wird die Unsterblichkeit zur Strafe. Die ihm jeden Lebenssinn raubt.

Im US-Spielfilm Highlander aus dem Jahr 1986 (Regie: Russell Mulcahy, Drehbuch: Gregory Widen) wird der 1518 in den schottischen Highlands geborene Connor MacLeod in einem Zweikampf tödlich verwundet. Gesundet aber wieder? Vom abergläubischen Clan verstoßen, lernt er, zu einer Gruppe "Unsterblicher" zu gehören, die sehr lange leben, sich aber auch immer wieder gegenseitig im Zweikampf besiegen müssen. Logik mal beiseite: Das lange Leben des Connor McLeod durch verschiedene Epochen bietet amüsante Situationen und unerwartete Synergien.

Auf unterschiedliche Weise stellen Orlando, Tous les hommes sont mortels und das Highlander-Franchise den Gang der lange lebenden Menschen durch die Jahrhunderte dar: Aus dem Mittelalter über die Frühe Neuzeit, Renaissance, Reformation, Barock und Aufklärung bis in die Industrialisierung der Moderne.

So unterschiedlich diese Werke sind: In allen bleibt die Unsterblichkeit (bzw. die Möglichkeit des langen Lebens) in der erzählten Welt eine Ausnahme. Manchmal sind es Einzelpersonen, denen das lange Leben möglich ist (z.B. Münchhausen), manchmal auch kleine Gruppen von Leuten (meistens Vampire). Aber die "lange lebenden" sind immer Außenseiter.

Eine Satire für die Gegenwart

Wir variieren die Idee. Indem wir behaupten: Alle Menschen, die jemals auf der Erde gelebt haben... (und die noch leben werden), haben die Möglichkeit, viele tausend Jahre alt zu werden. Die meisten haben es nicht geschafft: Sie sind gestorben durch Krankheiten, Kriege, Naturkatastrophen, schlechte Lebensbedingungen, Hunger oder fehlende Hygiene. Doch überall auf der Welt gibt es noch 300jährige, 500jährige oder vereinzelt sogar noch 1.000jährige Menschen. Die aus erster Hand von ihren Erfahrungen erzählen können. Und die vielleicht zur Inspiration werden für junge Menschen: Sich vorzustellen, ebenfalls so alt zu werden.

Welches Leben würde J.W. von Goethe führen, lebte er heute noch? Welches Leben würde Kaiser Wilhelm II. führen, lebte er heute noch? Welches Leben würden ganz normale Menschen aus einem Kiel von vor dreihundert Jahren führen, Bauern und Fischer, hätten sie es geschafft, Kriege und Krankheitswellen der letzten Jahrhunderte zu überleben? Hätten sie sich an die moderne Gesellschaft angepasst? Oder versucht, ihren originären Lebensstil zu bewahren?

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