Stadtteil Wik
Seit mehr als 20 Jahren leben wir im Kieler Stadtteil Wik. Der Name leitet sich ab von dem alten slawischen Wort "Kotelwik" - "Kessel-Senke" oder "Kessel-Bucht". Vielleicht weil die Bucht der Wik
so geformt ist wie ein Kessel, eingequetscht zwischen Förde und Nord-Ostsee-Kanal.
Wir beschlossen, unseren Stadtteil zum Ausgangspunkt zu nehmen und unseren Erzähler in der Kottelwik starten zu lassen. Am Ende des ersten Romans verlässt David die Stadt Kiel und zieht in die
Welt. Doch seinen Ausgang nimmt er in unserer Nachbarschaft.
https://www.maritimesviertel.de/
Im Lauf der Jahre haben wir die Wik immer wieder aus verschiedenen Perspektiven fotografiert. Hier auf der Seite sind die Fotostrecken thematisch sortiert: Aber hier geht es auch zu einer chronologischen Sortierung.
Rundlingsdorf Wyck
Es gab tatsächlich ein altes Rundlingsdorf "Kotelwik", ursprünglichen an der Kreuzung Kielline/Adalbert-/Mercator-/Feldstraße gelegen, das zwischen 1303 und 1893 existierte. Wer heute nach Spuren sucht, wird nichts finden. Das historische Bauerndorf wurde abgerissen, um Platz zu machen für den Marinestützpunkt und das Anschar-Krankenhaus. Nur in unserer Alternate History hat das Dorf die Zeiten überdauert. Und ist immer noch bewohnt von lange lebenden Schaf- und Schweinebauern aus dem 13. bis 15. Jahrhundert.
Historische Wik
Marinestützpunkt Kiel
Die Wik ist geprägt durchs Militär. Mit Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurde Kiel zum Reichskriegshafen erklärt. Ein Großteil der Militäranlagen lag in der Wik. Der Marinestützpunkt Kiel (bis 2021 "Tirpitzhafen") ist heute noch prägendes Zentrum und gleichzeitig größte Leerstelle im Stadtteil: Einerseits omnipräsent, raumeinnehmend, blockiert natürliche Wege, schickt hungrige Soldatînnen zu Famila und Militärfahrzeuge auf die Kiellinie. Akustisch dominant durch Weckrufe und Warnglocken, die ab 6:30 Uhr morgens gnadenlos durch die Nachbarschaft dengeln. Andererseits Sperrgebiet: Wer nicht dort arbeitet, hat keinen Zugang. So dass wir nicht wissen, was sich hinter den Mauern abspielt. Nach innen geben Warnglocken Zeichen für eingeweihte Mitglieder. Nach außen machen sie deutlich: Ihr habt weder Kenntnis noch Zugang zu uns. Abgesperrter Raum, in dem Menschen arbeiten und leben, Tür an Tür, direkt neben uns, die eine ganz andere Realität leben als wir.
Gorch-Fock-Mole, 2017
Nur zur Kieler Woche, gibt ein "Open Ship" Zugang zum Militär: Staunend sehen wir die Dimension des Geländes, besichtigen Militärschiffe, Kreuzer und Zerstörer. Fröhliche Wimpel wehen an den tödlichen Kanonen. Eine Show für die ganze Familie, die mehr verbirgt, als sie offenbart. Denn dass das Familienfest nicht den militärischen Alltag abbildet, ist wohl allen klar.
Holtenauer Schleusen im Sommer, 2015
Nord-Ostsee-Kanal
Zwischen 1887 und 1914 (je nach Berechnung) wurde quer durch Schleswig-Holstein der Nordostseekanal (zuerst Kaiser-Wilhelm-Kanal) gegraben. In Kiel wurde auf bereits bestehende Strukturen
zurückgegriffen: Zwischen 1777 und 1784 wurde bereits das Flussbett der Levensau zwischen Warleberg und Holtenau zum Eider-Kanal gemacht, um die Rendsburger Untereider mit der Ostsee zu
verbinden. Zwischen 1887 und 1895 wurde der Eider-Kanal dann begradigt und zur Mündung des Kaiser-Wilhelm-Kanals ausgebaut.
Der Nord-Ostsee-Kanal, international bekannt als Kiel Canal, ist die meistbefahrene Wasserstraße der Welt. Finanziell rentiert hat sich das Projekt allerdings nie: Jedes Jahr schreibt der Kanal
tiefrote Zahlen.
Auberg & Uferstraße, 2017